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Nickelback: „Die können mich alle mal!“

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Nickelback: „Die können mich alle mal!“

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Nickelback 2017Chad Kroeger ist es leid, der Buhmann der Rockmusik zu sein. Der Typ, der mit Hasstiraden, Beleidigungen und offenen Anfeindungen überzogen wird – während er gleichzeitig in einer der erfolgreichsten Bands der Gegenwart spielt, über 50 Millionen Alben verkauft hat und einen Ohrwurm nach dem anderen verfasst. Deshalb zieht er nun die Reißleine und gibt keine Print-Interviews mehr. Mit einer Ausnahme: CLASSIC ROCK erhält eine kurzweilige Audienz in Berlin – und die hat es in sich.

„Ich habe das Spiel viel zu lange mitgemacht“, echauffiert sich Chad Kroeger in einer Suite im Berliner Soho-House. „Nämlich 21 Jahre lang – mit der im­­mer gleichen Erkenntnis: Es lohnt sich nicht. Da unterhält man sich eine Stunde mit jemandem, der offenkundig ganz witzig und nett ist, aber alles, was dann später in dem Artikel des betreffenden Journalisten auftaucht, ist ein Haufen Lügen, Klischees und Unwahrheiten. Da werden Zitate aus dem Kontext gerissen, ganze Passagen frei erfunden und unglaubliche Dinge über mein Privatleben behauptet, die einfach nicht stimmen. Da frage ich mich: Warum tue ich mir das überhaupt an? Warum halte ich nicht die Klappe und verzichte darauf?“

Nach dieser Maxime sind es nun Bruder Mike und Gitarrist Ryan, die sämtliche Presse-Termine übernehmen. „Und denen ist es egal, was da aufgetischt wird – die beiden sind so bodenständig, brav und normal, dass sie mit dieser ganzen Promi-Kultur überhaupt nichts am Hut haben bzw. diese Art von Fragen komplett an ihnen abperlen.“ Dass er indessen immer noch Radio- und TV-Gespräche führt, die sich auf einem ebenso seichten Niveau bewegen („Was ist das Beste an eurem Sonntag?“, „Wie sieht euer freier Tag aus?“) sei eine andere Sache – „Das ist wenigstens unterhaltend. Also wenn wir zu dritt vor einem Mikro oder einer Kamera sitzen und uns die verbalen Bälle zuspielen können, dann haben wir durchaus eine gute Zeit. Und man hört ja auch, was ich sage – da interpretiert niemand etwas hinein. Insofern: Diese Falschschreiber können mich mal.“

Die Reaktion auf eine lange, erfolgreiche Karriere mit kleinem Schönheitsfehler: Nickelback erhalten nicht jene Akzeptanz, die sie nach (jetzt) neun Alben, 50 Millionen verkauften Tonträgern, endlosen Welt­­tourneen und zig renommierten Auszeichnungen und Preisen verdienen. „Ir­­gendwie gefällt es mir sogar, dieser Typ zu sein, den alle so hassen und der so viele vernichtende Kritiken bekommt. Das zeigt, dass ich den Menschen zumindest nicht egal bin“, lacht Chad. „Sie verwenden tatsächlich Energie darauf, mich zu analysieren und kritisieren. Das würde mir nicht passieren: Wenn ich irgendwen oder irgendetwas Scheiße finde, habe ich keine Lust, mich überhaupt damit zu befassen – warum sollte ich?“

Wobei es Chad den sogenannten „Hassern“ gerade mit dem letzten Album NO FIXED ADDRESS von 2015 aber auch sehr leicht gemacht hat: Es war ein eher uninspirierter Ausflug in den durchgestylten Pro-Tools-Rock, der sich – konsequenterweise – als größter Flop der Bandgeschichte erwies. „Ich könnte jetzt Sachen sagen wie: Man kann nicht immer tolle Songs schreiben. Oder: Vielleicht habe ich mich einfach zu sehr auf die Technik verlassen. Nur: Ich sehe eigentlich gar keinen Grund, mich für irgendetwas zu entschuldigen. Es waren einfach die Songs, die ich damals in mir hatte – und dass sie sich nicht so gut verkauft haben wie früher, liegt allein an der modernen Musikindustrie. Niemand verkauft mehr so viele Alben wie noch vor ein paar Jahren. Zehn bis zwölf Millionen Einheiten, wie Anfang/Mitte der 2000er, sind geradezu illusorisch. Das gibt es nicht mehr.“

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