Nutten plus Pferdewetten plus Alkohol plus Schreiben ist gleich Charles Bukowski. Romane und Vita des amerikanischen Autors verleiten zu dieser Formel. Die in diesem Buch zusammengetragenen Briefe Bukowskis an Freunde, Verleger und Kollegen zeigen, dass sie zwar durchaus nachvollziehbar ist, aber erweitert werden muss. In seiner Korrespondenz bekennt sich der Schriftsteller nämlich als Liebhaber klassischer Musik und als Kritiker der amerikanischen Literatur. Letztere sei zu wenig risikofreudig, den Autoren seiner Zeit fehle der Mut. Selbst sein eigenes Schreiben begründet Bukowski mit der Kritik an seinen Kollegen. Denn er schreibe nicht, weil er so gut sei, sondern weil die anderen so schlecht seien.
Allgemein hält sich Bukowski von der Kunstszene fern, redet lieber mit Müllmännern und Prostituierten über das Leben. Neben seinen Ansichten zur Literatur erfährt man viel über den Werdegang des Schriftstellers. Bis zu seinem 40. Lebensjahr bewegt er sich ganz unten auf der sozialen Leiter und schafft es nur durch einen Job bei der Post, sich über Wasser zu halten. Mit 40 gelingt ihm dann ein kleiner schreiberischer Durchbruch, seine Post-Anstellung kann er aber erst zehn Jahre später aufgeben, als sein erster Roman erscheint.
Die versammelten Briefe erzählen so, wie aus einem jungen Mann, der um einen Redakteursjob betteln und seine Texte aus Geldnot auf die weißen Ränder von Zeitungen schreiben muss, die in seiner Wohnung als Boden dienen, einer der bekanntesten Schriftsteller Amerikas wird – dem sich kurz vor seinem Tod noch ein Lebenstraum erfüllt: Drei seiner Gedichte werden doch tatsächlich im renommierten Poetry Magazine veröffentlicht.
8/10
Text: Vincent Numberger
Über das Schreiben
VON CHARLES BUKOWSKI
Kiepenheuer und Witsch