Der Anlass ist traurig, aber es ist der angemessene Zeitpunkt, wieder einmal GOODBYE CREAM aufzulegen. Das leicht verkratzte Exemplar mit dem Aufklappcover und den Illustrationen von Alan Aldridge, erstanden in grauer Vorzeit auf dem Flohmarkt, als Vinyl-LPs niemand mehr haben wollte. Die Nadel senkt sich kurz vor ›I’m So Glad‹, und dann ist er da: dieser druckvolle, pumpende, knorrige Bass von Jack Bruce. In den folgenden neun Minuten wird der Schotte mit seinem Gibson EB-3 und eloquenter Virtuosität zum atemberaubenden Höhenflug ansetzen, elegant landen und irgendwann, wenn der Improvisationsteil seiner Meinung nach zu einem Ende kommen sollte, genau dies seinen Mitstreitern Eric Clapton und Ginger Baker mitteilen. Mit einer satten Disharmonie als kleinem Weckruf.
Was uns das sagt? Clapton mochte zum Superstar aufsteigen, Baker als trommelnder Exzentriker geliebt und gefürchtet werden, aber es war John Symon Asher Bruce, genannt Jack, der bei Cream die Fäden in der Hand hielt. Als Instrumentalist, als Songwriter und nicht zuletzt als Sänger, der mit schwerölgetriebener Bluesstimme für die nötige Atmosphäre sorgte.
„Clapton mochte zum Superstar aufsteigen, Baker als trommelnder Exzentriker geliebt und gefürchtet werden, aber es war Jack Bruce, der bei Cream die Fäden in der Hand hielt.“
Sein Cello-Studium an der „Royal Scottish Academy Of Music And Drama“ hatte er hingeschmissen, denn im Jazz war für ein Cello kein Platz. Und Jazz war die heiße Musik der späten 50er, bis Alexis Korner und der Blues kamen. Bruce spielte bei ihm Kontrabass, lernte Organist Graham Bond, Saxophonist Dick Heckstall-Smith und seinen kommenden Sparringspartner Ginger Baker kennen. Noch war er Sideman, doch als beseelter Sänger des archaischen Worksongs ›Early In The Morning‹ stellte er Bandboss Bond locker in den Schatten. Ein Jahr später, 1966, folgte dann die große Selbstverwirklichung mit Cream, die zwar nur zwei Jahre währte, aber grundlegend neue Perspektiven eröffnete.
Etwa, dass lange Improvisationen, vormals nur im Jazz zuhause, auch im Rock realisierbar waren. Und dass der Bass, im Jazz seit den 50ern als Soloinstrument geduldet, diese Rolle auch im Rock’n’Roll spielen konnte. Jack Bruce und John Entwistle von The Who waren es, die den Tieftöner aus seinem Schattendasein als notwendiges, aber unglamouröses Begleitinstrument befreiten – und die damit den Weg ebneten für spätere Virtuosen.
Als Solokünstler lieferte der ruhelose Freigeist ab 1969 hörenswerte Werke, deren Stilvielfalt zwischen Blues, Jazz, Rock und World Music faszinierte, aber auch verwirren konnte. Bruce kollaborierte mit Jazzern wie John McLaughlin, Tony Williams und Carla Bley, spielte im Trio mit Leslie West und Corky Laing Hardrock, experimentierte Anfang der 80er gar mit kubanischen Rhythmen. Kritiker waren oft voll des Lobes, Musiker zollten Respekt, doch der kommerzielle Erfolg seines ehemaligen Weggefährten Eric Clapton blieb ihm verwehrt.
2003 wurde bei Jack Bruce Leberkrebs diagnostiziert, die folgende Transplantation kostete ihn fast das Leben. Wieder halbwegs gesundet, absolvierte er 2005 mit Cream einige Reunion-Shows. Jack Bruce starb am 25. Oktober 2014 an Leberversagen. Er wurde 71 Jahre alt.
Einer meiner musikalischen Wegbegleiter dem ich persönlich in meiner Heimatstadt Stuttgart per Zufall über den weg gelaufen bin, ein kurzes Hände schütteln und ein paar Worte waren ihm nicht zuviel.
Toller Typ und genialer Musiker.
R.I.P. Jack
Ein großer Musiker und Vorbild für jeden, der Bass in einer Rockband spielt. Ich habe viel von ihm, Entwistle und Roger Glover gelernt. Als Ossi leider nie die Chance gehat, ihn live zu erleben.
GOODBYE Jack, ruhe in Frieden. Für mich einer der genialsten Musiker / Bassisten in der Blues-Rock-Ära der glorreichen Ära von 1965 – 1985. Sein Stil war für mich eine musikalische Offenbarung.