Netter Ansatz, leider schluderig umgesetzt.
„Für Dylan sind Wahrheit und Fantasie offenbar nicht strikt voneinander getrennt. Sie verschmelzen vielmehr zu einem obskuren und undurchschaubaren aber durchaus unterhaltsamen Allerlei“, schreibt Christoph Spöcker. Das lässt natürlich sofort an zahlreiche – nicht zuletzt von Bob Dylan selbst gestreute – Mythen und Legenden denken. Etwa die, er sei vor seiner Musikkarriere ein Landstreicher gewesen und als blinder Güterzugpassagier durch Amerika gereist. Oder seine doch leicht absurde Behauptung, die Seele eines in den 60ern mit seinem Motorrad verunglückten „Hells Angel“, der zufällig auch Robert Zimmerman hieß, sei auf ihn selbst übergegangen. Oder so ähnlich.
Was stimmt, was ist erfunden? Das ist selten ganz klar. Dylan ist deshalb zur optimalen Projektionsfläche für Gerüchte und Spekulationen geworden. Und zum perfekten Helden einer Anekdoten-Sammlung wie der von Spöcker – die einen Mix aus amüsantem Klatsch, Räuberpistole und Insidergeschichtensammlung darstellt. Relativ bekannt ist die Story, in der Dylan den Beatles das Kiffen beigebracht hat. Oder die über seinen mutmaßlichen Motorradcrash Mitte der 60er, nach dem er jahrelang von der Bildfläche verschwand – und dessen Existenz bis heute nicht restlos bewiesen ist.
Zum Schmunzeln: Dylan wurde einmal verhaftet, als er mit Gummistiefeln, gleich zwei Regenmänteln und Jogginghose bekleidet durch New Jersey spazierte – und besorgte Anwohner des sonderbaren alten Mannes wegen die Polizei riefen. Lustig auch seine angebliche Reaktion auf Peter Grant, der sich ihm einst mit den Worten vorstellte: „Hallo Bob, ich bin der Manager von Led Zeppelin.“ Darauf Dylan: „Ich komme mit meinen Problemen doch auch nicht zu dir.“ So weit so witzig. Punktabzug gibt’s, weil längst nicht alle Anekdoten so unterhaltsam sind und vieles sprachlich wie inhaltlich ein wenig hingeschludert wirkt.
5/10
Bob Dylan – Kleine Anekdoten aus dem Leben eines großen Musikers
VON CHRISTOPH SPÖCKER
Riva