Frech, inspirierend und eklektisch, trotz einiger Mängel.
Es wundert einen schon länger nicht mehr, dass sich immer mehr, vor allem auch junge Künstler, dem Blues zugewandt fühlen. So auch Bugg, der eher traditionell mit dem Titelsong in sein Album startet. Umso erstaunlicher dann der Stilbruch mit der darauf folgenden ersten Single ›Gimme The Love‹, die mit ihrem aufwühlend-ravigen Britpop an die Happy Mondays und Artverwandtes aus dem UK der späten 80er erinnert, um anschießend sofort mit ›Love, Hope & Misery‹ eine Kombination aus beidem – also eine soulig-bluesige Ballade mit groß angelegtem britischen Poprefrain – zu erschaffen. Aber auch der akustische Singer/Songwriter-Folk wie in ›The Love We’re Hoping For‹, der an die 70er-Hymne ›Horse With No Name‹ von America gemahnt, kommt nicht zu kurz. Der angedeutete Hip-Hop in ›Ain’t No Rhyme‹ lässt einen an den frühen Beck Mitte der 90er denken und ›Hold On You‹ könnte so oder zumindest ähnlich auch von Rodriguez sein und führt einen schnurstracks zurück in die 60er. Manches klingt bei dieser Zeitreise ein bisschen unfertig, was man einem 21-Jährigen gerne nachsieht, andererseits ist das auch frech und inspirierend. Bugg ist und bleibt eine große Pop-Hoffnung und trotz einiger Schwächen ein Versprechen für die Zukunft.
Jake Bugg
ON MY ONE
VIRGIN
6/10