Nachdenklich-folkige Akustikklänge statt Grunge oder Bombast.
Bevor er vor knapp 20 Jahren begann, sich seinen heute guten Ruf als Singer-Songwriter aufzubauen, hatte Ray Wilson bereits zwei Karrieren hinter sich. Zunächst als Frontmann der 90er-Post-Grunger Stiltskin, die mit der millionenfach verkauften Single ›Inside‹ zum One-Hit-Wonder mutierten und sich nach nur einem Album im Streit trennten. Und dann, als – zur Überraschung von Fans und Presse – die Progrock- und Radiopop-Superstars Genesis ihn als Nachfolger des am Mikro ausgestiegenen Phil Collins erwählten. Ein Gastspiel, das allerdings ebenfalls nur einen Longplayer (das oft unterschätzte CALLING ALL STATIONS) lang halten sollte. Seitdem widmet sich der Schotte, neben gelegentlichen Wiederaufbereitungen seiner turbulenten Vergangenheit, hauptsächlich von keltischem Folk beeinflusstem Akustik-Rock. Und das nicht nur mit kompositorischem Können und Einfallsreichtum in Sachen Arrangements, sondern auch mit echtem Enthusiasmus. Wobei sein warmer, ausdruckstarker Gesang zu dieser Stilrichtung einfach perfekt passt. Highlights auf Wilsons fünftem Studio-Solowerk sind das gefühlvoll-melancholische, dennoch angenehm beschwingte ›Old Book‹, das episch anmutende Titellied sowie das vom 47-jährigen Musiker mit einem klugen, einfühlsamen Text ausgestattete, in dunklen Stunden Mut machende ›Not Till Springtime‹.
Ray Wilson
SONG FOR A FRIEND
JAGGY D/SOULFOOD
7/10