Man muss nicht lange suchen, um herauszufinden, woher die Inspirationen des neuen Albums MORE THAN ONE WAY HOME der deutschen Allstar-Band Voodoo Circle stammen: Die strammen Gitarren-Hooks und -Licks sind unverkennbar an John Sykes und Doug Aldrich orientiert, die bluesig-rockigen Gesänge an David Coverdale. Alle drei, also Sykes, Aldrich und Coverdale, haben die Karriere der Hard Rock-Gruppe Whitesnake maßgeblich beeinflusst, Letzterer als Frontmann, Gründer und Kopf der Band. Insbesondere das Album 1987, in ebenjenem Jahr erschienen und mit den Rockklassikern ›Here I Go Again‹, ›Is This Love‹ und ›Still Of The Night‹ ausgestattet, gehört zu jenen zehn Werken, die jeder Fan des Hard & Heavy-Genres auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde. Heute leiten Coverdale und Aldrich die Geschicke der Band und wandeln ebenso auf den Spuren ihrer 1987er-Hammerscheibe wie damit sind wir wieder beim Thema – Voodoo Circle.
Deren Gitarrist Alex Beyrodt hat nach Jahren einer fast manischen Stratocaster-Affinität die Les Paul-Gitarre für sich entdeckt und sprüht nun geradezu vor (Whitesnake-)Ideen: „Ich fing wie gewohnt an, auf meiner Stratocaster zu komponieren, als ich bemerkte, dass die Riffs, die mir einfielen, weitaus besser zu einer Les Paul passen würden. Also stürzte ich mich auf das Abenteuer, diese Gitarre zu entdecken und mich dabei als Musiker neu zu erfinden.“ Neu erfunden hat Beyrodt die Musik zwar nicht, aber immerhin kann man ihm ein erstklassiges Rockwerk attestieren, an dem vor allem Sänger David Readman entscheidenden Anteil hat. Readman siedelte Mitte der Neunziger von England nach Deutschland über und trat bei den Karlsruher Hard Rockern Pink Cream 69 die Nachfolge des zu Helloween abgewanderten Andi Deris an. Fest steht: Was der Brite auf MORE THAN ONE WAY HOME singt, hätte man auf Whitesnake-Scheiben nicht besser finden können. Beyrodt: „David und ich sind wie Brüder im Geiste. Er weiß intuitiv, auf welche Art Gesang ich stehe, und hat zu jedem meiner Riffs sofort die ultimative Gesangsmelodie. Ich konnte es manchmal kaum glauben, wie reibungslos wir beide Hand in Hand gearbeitet haben.“
Dritter im Bunde dieser erstklassigen Band, die bereits mit ihren zwei ersten Veröffentlichungen VOODOO CIRCLE (2009) und BROKEN HEART SYNDROME (2011) angemessene Aufmerksamkeit generierte, ist der umtriebige Matthias Lasch. Die Musikszene kennt ihn unter seinem Künstlernamen Matt Sinner, zurückgehend auf seine Band Sinner. Lasch ist Bassist, ein passabler Produzent und vor allem ein hervorragender Organisator. Unter seinen geschickten Fingern entwickelte sich das Projekt „Rock Meets Classic“ zu einem Publikumsmagneten. Lasch ist es, der das kompositorische und handwerkliche Können seiner beiden Voodoo-Kollegen Beyrodt und Readman in die richtigen Bahnen lenkt. „Matt zählt seit 20 Jahren zu meinen besten Freunden“, sagt Beyrodt, der genau weiß, dass man geschäftliche Belange besser in die Hände des gewieften Schwaben legt. „Matthias und ich beraten uns in allen Dingen, ich lege sehr viel Wert auf seine Einschätzung. Bei ihm bekomme ich immer eine fundierte Meinung, was mir sehr wichtig ist, auch wenn wir mal unterschiedliche Standpunkte haben.“
Zu MORE THAN ONE WAY HOME kann man indes nur einen Standpunkt haben: fabelhaft! Nörgler werden vielleicht die allzu große stilistische Nähe zur Coverdale-Truppe bemängeln, aber die Perfektion, mit der diese Leidenschaft hier ausgelebt wird, dürfte selbst notorischen Zweiflern Hochachtung abnötigen.