…sowie Werbespots und Computerspiele. Wer seine Musik in die Welt tragen will, hat heute eine große Auswahl an Kanälen.
The Virginmarys fanden sich Weihnachten 2013 vor einem eher ungewöhnlichen Publikum wieder: einer Million Fans von Manchester United. Das Trio aus Macclesfield war eingeladen worden, um ein paar akustische Stücke für MUTV, den enorm erfolgreichen Abokanal des Fußballclubs, zu spielen. Ein publicityträchtiger Auftritt, der nur dem Phänomen „Sync“ zu verdanken ist – dem Begriff dafür, wenn die Musik einer Band in einem Film, einem Werbespot, einer Fernsehsendung oder auch einem Computerspiel zu hören ist. Für The Virginmarys kam der Durchbruch, als der Digitalsender Sky Sports Lieder von ihrem Debütalbum zur Untermalung seiner Programme zu verwenden begann.
„Sie lieben die Platte total und haben unsere Musik für so ziemlich alles benutzt, von Formel 1 bis Darts, aber vor allem bei ‚Soccer AM’“, so Manager Bruce McKenzie. „Das gab mir die Munition, um an MUTV heranzutreten und zu sagen: ‚Wir sind die Virginmarys, wir waren auf ‚Soccer AM‘, ihr würdet uns lieben‘. Und das taten sie.“
Sync – oder Musiksynchronisation, wenn wir pedantisch sein wollen – ist kein neues Phänomen, aber ein immer wichtigeres. Für Fans ist es ein weiterer Weg, tolle neue Songs zu hören, die ihnen bislang vielleicht noch nicht untergekommen sind. Für Bands ist es eine zusätzliche Chance, voran zu kommen – zumindest in Sachen Bekanntheit, wenn auch nicht Geld.
„Nachdem wir auf ‚Soccer AM‘ waren, hatten wir große Schübe in unseren Social-Media-Präsenzen“, so McKenzie. „Jeder hat sein iPhone bei sich, wenn er fernsieht. Die Leute hören ein Lied und suchen dich dann auf Facebook oder Spotify. Oder sie suchen es per Shazam, wo du dann den Link bekommst, um es auf iTunes zu kaufen.“
Sync ist kein Wundermittel. Man wird im Trailer zum neuen Film von Martin Scorsese eher Kanye West als The Virginmarys hören, und die Entscheider, die Tracks auswählen, sehen auf Rock eher herab. Aber das heißt nicht, dass die Tür verschlossen ist. Heaven’s Basement waren kürzlich auf dem Soundtrack zum Games-Hit „Need For Speed: Most Wanted“ zu hören. Laut Bruce McKenzie beginnen die Filmstudios, auf YouTube und Vevo nach neuen Klängen zu suchen. „Sie fangen an, nach andersartigen Sachen zu suchen, Nischenthemen. Und natürlich glauben sie, dass sie die billiger bekommen.“
Es ist schwer, die Wirkung von Musiksynchronisation zu messen, aber ihr Einfluss lässt sich nicht leugnen. „Ich weiß, dass wir durch die Verwendung der Musik auf Sky Sports oder MUTV mehr Konzerttickets verkauft und mehr Verkehr auf unseren Social-Media-Seiten erzielt haben. Es geht um das große Ganze.“
Online-Videos
Das neue MTV und das neue iTunes. Kostenlos, auf Abruf und legal. Kein Wunder, dass YouTube zur wichtigsten Kraft in der Musik geworden ist.
Immer noch Probleme damit, digitale Musik von iTunes zu kaufen? Vor drei Jahren überholten legale Downloads physische Tonträgerverkäufe. Letztes Jahr gingen sie erstmals zurück. Warum? Weil eine neue Generation von Kids nicht mehr das Bedürfnis hat, Musik überhaupt noch zu besitzen. „YouTube war schon das neue MTV“, schrieb der Rolling Stone, „jetzt ist es das neue iTunes.“
Offizielle Videos, Videos mit Songtexten, Fanvideos, Live-Aufnahmen, Mash-ups, Tributes, VHS-Mitschnitte oder längst verschollene Fernsehauftritte… YouTube ist ein Wilder Westen kostenloser Musik, wo man denselben Clip immer und immer wieder spielen (sofern man sich nicht daran stört, die eine oder andere Werbepause zu ertragen) oder sich auf eine große Entdeckungsreise mit unbestimmtem Ausgang begeben kann (Achtung: Am Ende landet man wahrscheinlich bei irgendwas mit Katzen). Man muss sich nicht mal mehr auf YouTube begeben, um es zu benutzen. Denn YouTube ist nicht nur auf YouTube. Dank der Einbettfunktion ist es auf jeder Website, überall.
Es ist also kostenlos, immer auf Abruf, allgegenwärtig und legal. Es hat auch das Potenzial, Rockbands in die Charts zu bringen – zumindest in den USA. Seit Februar werden die dortigen YouTube-Streaming-Daten in die Billboard-Charts miteingerechnet (digitale und physische Verkäufe, terrestrisches und digitales Radio-Airplay sowie Streaming-Services wurden schon einbezogen). Es gibt keine entsprechenden Pläne für Deutschland, wo die Charts noch rein nach Verkäufen bemessen werden.
YouTube bleibt allerdings kontrovers und ist berüchtigt für seine niedrigen Tantiemenzahlungen. Ellen Shipley, Co-Autorin von Belinda Carlisles Hit ›Heaven Is A Place On Earth‹, berichtete, dass sie für 2.118.200 Streams die fürstliche Summe von 38,49 Dollar erhielt.