Soul-Pop-Gospel-Blues, perfekt inszeniert. Zu perfekt.
Wann klingt der Blues immer am besten? Wenn er rau ist, unperfekt, emotional. Die Emotionalität darf man Jonny Lang nicht absprechen, die Virtuosität ohnehin nicht, doch LIVE AT THE RYMAN fehlt bei aller musikalischen Kompetenz etwas Entscheidendes: der Mut, auf instrumentale Brillanz und große Gesten auch einmal zu verzichten, um der Musik jenes Quentchen Spontaneität und Ruppigkeit zu lassen, das sie verdient hat.
Langs Rhythmusgruppe, die Backgroundsänger und vor allem Organist Tommy Barbarella bieten großes Handwerk, von Gitarrist Lang ganz zu schweigen – auch wenn sein Gesang bisweilen ein wenig arg an Tina Turner erinnert. Nur hat man eben immer wieder das Gefühl, dass jedes Feedback, jeder Schlenker und jeder Ausbruch zigmal geprobt wurden. Das gebietet die Muckerehre, schon klar, Lang will seinen Konzertbesuchern saubere Arbeit liefern, und das gelingt ihm zweifellos. Das Gute daran: Ein Mainstream-Publikum, das den Blues ansonsten für eine verstaubte Musik alter Männer hält, kommt dank Jonny Lang vielleicht doch noch auf den Geschmack. Nur hält es diese aufbereitete Version womöglich für das Original – und dann nimmt das Missverständnis prompt seinen Lauf, denn Blues und Perfektion passen eben leider so optimal zusammen wie Hardcore-Punk und Mitgliedschaft im Polizeiorchester.
Weshalb man diesem Live-Mitschnitt der Fairness halber eigentlich zwei Wertungen zukommen lassen müsste, eine für ein Rock-Publikum mit Affinität zu bodenständigen, aber bitteschön kultivierten Klängen – und eine weitere für Blues-Puristen, denen beseelt intonierende Backgroundsängerinnen ziemlich schnuppe sind. Aus dem Mittelwert ergibt sich dann: 7/10.