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Kerry King: Der Gitarrist im CLASSIC ROCK Interview

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Kerry King: Der Gitarrist im CLASSIC ROCK Interview

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Der Slayer-Gitarrist über seine ehemalige Band, seine neue Band, sein neues Soloalbum, das Scheitern der Menschheit und den Druck einer Solokarriere.

Kerry King stieg sofort wieder aufs Pferd, nachdem seine Band – die Thrash-Metal-Urgewalt-Slayer – 2019 aufhörte. „Ich hatte ein paar Monate frei und das hat mir dann auch gereicht“, erklärt der Gitarrist. „Ich habe eine lange Karriere hinter mir, ich bin dem Ende inzwischen näher als dem Anfang, deswegen sehe ich verschwendete Zeit als verlorene Zeit.“ Die Früchte seiner jüngsten Arbeit tragen den Namen FROM HELL I RISE – ein Solodebüt, das Slayer-Fans nicht enttäuschen wird. Die unerwartete Reunion der Band wird heute nicht besprochen. Ein Presseagent wohnt unserer Unterhaltung bei, um sicherzugehen, dass dieses Thema ausgespart wird. King hat trotzdem viel über Religion, Politik und seinen ehemaligen Bandkollegen Jeff Hanneman zu sagen

Verbirgt sich hinter deinem Soloalbum ein großer Plan oder hört man einfach, was herauskommt, wenn du eine Gitarre anfasst?

In neun von zehn Fällen erreichst du nicht das, was du wolltest, wenn du mit einer Agenda an die Sache rangehst. Deswegen setze ich mich einfach mit einer Gitarre hin und nehme mit einem Handy auf.

Man hört sofort, dass dies das Album des Slayer-Gitarristen ist. Warst du versucht, aus dieser Komfortzone herauszugehen und, sagen wir, eine Prog-Metal-Platte zu machen oder Richtung LOAD/RELOAD abzubiegen?

Nein. Ich bin ein Metal-Fan und habe zudem das Glück, meinen eigenen Metal zu schreiben. Und zufälligerweise ergibt es sich, dass ich ganz gut darin bin. Um etwas auszuprobieren, hätte es keinen besseren Zeitpunkt gegeben, aber ich verspürte überhaupt kein Verlangen danach.

Hast du von Menschen gehört, die du seit Jahren schon nicht mehr getroffen hast, die meinten: „Hey, ich hab gehört, dass es freie Stellen in deiner Band gibt…“

Überraschenderweise nur sehr wenige. Ich denke, den Leuten war klar, dass ich ab Tag eins einen Masterplan hatte. Was auch wirklich so war, obwohl dieser Plan nicht in Stein gemeißelt war. Ich dachte, es würde Angebote [von anderen Bands] geben, doch dieses Telefon klingelte nicht, also arbeitete ich an meinem Zeug.

Du hättest dir so gut wie jeden modernen Metal-Sänger aussuchen können. Warum hast du dich für Mark Osegueda von Death Angel entschieden?

Wir sind seit Jahrzehnten miteinander befreundet, vor allem in den letzten fünf oder sechs Jahren ist unsere Beziehung enger geworden. Er war der einzige, den wir ausprobierten. Ich wollte nicht Death-Angel-Mark, ich wollte, dass er sich etwas aufbaut, das noch niemand zuvor von ihm gehört hat. Jeder, den ich aussuchte, ist einer meiner guten Freunde. Paul [Bostaph,

Drummer] war auch bei Slayer, Phil [Demmell, Gitarrist] hatte noch Machine

Head, Hellyeah [die ehemalige Band von Bassist Kyle Sanders] hatten sich aufgelöst. Jeder brauchte Arbeit, also geschah das aus einer gewissen Notwendigkeit heraus.

Warst du je versucht, dich selbst ans Mikrofon zu stellen? Wie klingt deine Singstimme?

Ich habe Überzeugung, aber keine gute Stimme. Wenn ich es hätte tun müssen, hätte ich es hinbekommen. Wobei ich auch nicht singen und spielen gleichzeitig kann, das wäre also ein großes Problem gewesen. Ich habe ein paar kratzige Vocals [auf den Demos] eingesungen, wenn Mark also gemeint hätte: ‚Warum singen wir den Part nicht gemeinsam?‘ hätte ich vielleicht gesagt: ‚Yeah, das machen wir.‘ Das wären dann zwei angepisste, wütende Typen gewesen, die herumschreien.

Du bist jetzt 59 Jahre alt. Wovon bist du angepisst? Bist du einfach dieser wütende Typ, der mit der Faust zum Himmel zürnt?

Dieser Typ bin ich definitiv nicht. (lacht) Ich finde, die Menschheit ist ein einziges Versagen. Die Menschheit wartet nur darauf, der Menschheit mit irgendeinem idiotischen Scheiß den Garaus zu machen.

Im Song ›Toxic geht’s um schlechte Regierungen und politische Heuchelei. Was oder wer hat dich dazu inspiriert?

Der Song ist entstanden, nachdem diese „Roe vs. Wade“-Entscheidung in Amerika abgelaufen ist. [das umstrittene Urteil zur Aufhebung der US-Abtreibungsgesetze]. Jedes Mitglied des Supreme Court, das von Trump ernannt wurde, hat gelogen, um den Job zu kriegen. Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte. Ich verstehe nicht, wie die Amerikaner das okay finden können. Trump spaltete das Land, es ist bis heute gespalten. Ich weiß nicht, was passieren muss, um das zu ändern. Bestimmt nicht die anstehenden Wahlen 2024, weil niemand sich um diese beiden Kandidaten schert.

Die Songs ›Where I Reign und ›From Hell I Rise zielen auf die Religion ab. Denkst du, dass manche Priester sich das anhören und dann ihre Meinung ändern, nach dem Motto: ‚Hey, Kerry hat Recht, Religion ist ein Haufen Scheiße‘?

Ha, das wäre ein großartiger Tag! Dann könnte ich sagen: ‚Ich hab’s euch ja gesagt‘. Andererseits wäre es auch ein schrecklicher Tag, weil mir dann die Hälfte meiner Text-Themen flöten gehen würde.

Einige der Lyrics hast du wegen des Ukraine-Kriegs geändert. Warum?

Ein Lied namens ›Two Fists‹ beinhaltete eine Kriegs-Referenz, deren Perspektive ich geändert habe. ›Trophies Of The Tyrant‹ wurde auch ein wenig optimiert. In dem Song geht es irgendwie eh um den Ukraine-Krieg – die haben nicht darum gebeten, von so einem Wahnsinnigen überfallen zu werden. Und die Menschen in Russland werden über die Vorgänge in der Ukraine angelogen. Eine schreckliche Situation.

Du und der späte Slayer-Gitarrist Jeff Hanneman wart eines der großartigsten Metal-Gitarren-Teams. Wenn du einen Song schreibst, denkst du dir dann jemals: ‚Was würde Jeff davon halten?‘

Bei diesem Album erging es mir so. Und ich dachte mir: ‚Jeff würde dieses Album verdammt nochmal lieben.! Es gibt viel Anti-Religions-Zeug, es geht viel um Krieg und um Hass. Das hätte ihm gefallen.

Diesmal steht dein Name über den Konzerthallen. Wenn etwas schief geht, bist du allein Schuld. Spürst du da einen gewissen Druck?

Ich wollte meinen Namen eigentlich gar nicht involvieren. Doch jedes Mal, wenn uns ein Bandname eingefallen ist, gab es irgendein Markenrechts-Problem. Eine Band zu taufen ist heutzutage verdammt schwierig. Wir wollten langsam die Festival-Shows ankündigen, also nahmen wir meinen Namen. Ich trage diese Bürde erst seit ein paar Monaten, also mal sehen.

In den Anfangstagen von Slayer wart ihr ein einem Wettstreit mit Metallica und Megadeth. Wer ist heute die Konkurrenz von Kerry King?

Wahrscheinlich Slayer, weil das nun mal meine Karriere ist. Die Leute erwarten immer, dass du versagst, egal wer du bist. Es liegt jetzt an mir, entweder auf Linie mit meiner Vergangenheit zu bleiben oder diese zu übertreffen.

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