20.06.1966: Mit Bob Dylans BLONDE ON BLONDE erscheint die ersten Doppel-LP der Rockhistorie.
Als 1948 in den USA mit der Vinyl-LP (12 Inch & 33 RPM) ein neues Tonträgerformat eingeführt wurde, bot das für den Hörer ungeahnte Dimensionen: Anstatt lediglich zwei Songs, wie auf dem Vorgängerformat Schellackplatte (10 Inch & 78 RPM), bot die Langspielplatte prinzipiell ein Vielfaches an Spielzeit. Zwar ließen sich im Jazz und in der Klassik alsbald LPs im Format Double, Triple, Quadruple und Quintuple absetzen, aber Pop und Rock blieben lange außen vor. Erst im popkulturellen Innovationsjahr 1966, als etablierte Solisten und Bands sowie eine junge Musikergeneration das Stilspektrum extrem verbreiterten und neue Genres wie Psychedelik, Soul und Progressive-Rock auftauchten, erschienen die beiden ersten Doppel-LPs. Zumal die bis dato eher stiefmütterlich behandelte LP, die oft nur eine Aneinanderreihung von Singles und B-Seiten mit einigen weiteren Liedern war, nun de extrem lukrativen Singles-Markt den Rang streitig machte. Unbändiger Experimentierwille gepaart mit durchdachten Konzepten hob die LP auf eine höhere künstlerische Ebene. Zum ersten Popkünstler mit Doppel-LP-Status avancierte Bob Dylan: Nicht nur, weil His Bobness seit dem Newport Folk Festival 1965 samt elektrifizierter Band im Rücken sein Protest-Folk-Image hinter sich lassen wollte. Dylan, seinerzeit stark von Weckaminen abhängig, komponierte in Dauerschleife. BLONDE ON BLONDE im Ausklappcover, erschienen am 20. Juni 1966, bot 14 Tracks mit einer Laufzeit von 72:37 Minuten. Kein Song unterschritt die 3:30-Marke: ›Visions Of Johanna‹ brachte es auf 7:33, ›Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again‹ auf 7:03, ›Temporary Like Achilles‹ auf 5:02 und ›Sad Eyed Lady Of The Lowlands‹ gar auf 11:23 Minuten.