Der Hype ist angekommen und kommt an
Auch an jenem Abend im Münchner Backstage Club zeigt sich wieder einmal eindrucksvoll, was fünf Monate im Dasein einer Band doch für einen gewaltigen Unterschied machen können. Anschauungsobjekt sind diesmal die fünf Glasgower Herren von The Temperance Movement. Ende Oktober erst hatten sie ihr letztes Gastspiel in der bayerischen Landeshauptstadt. Damals waren sie – zu diesem Zeitpunkt in Großbritannien schon als neuer Heilsbringer des Rock’n’Roll gefeiert – zum ersten Mal auf Tour durch Deutschland. Das Bild, das sich im vergangenen Jahr bot, kann kaum gegensätzlicher zur Szenerie im Backstage sein: Der kleine Club ist restlos ausverkauft. Nichts erinnert mehr an einen halb leeren Laden, in den sich nur gut Eingeweihte verirrt hatten. Vom gesamten Publikumsraum und dem ebenfalls komplett gefüllten Balkon blicken erwartungsvolle Augenpaare auf die eng bemessene Eckbühne, auf der sich zunächst die Wiesbadener Rocker von The New Roses ihren vollsten Respekt abholen dürfen. Dann eröffnen der stimmgewaltige „Zappel-Phil“ (Campbell) und seine vier Kollegen gewohnt ihr Set mit dem Riff-Marschierer ›Midnight Black‹. Wie schon der Opener zeigt, hat sich bei Band und ihrer Performance kaum etwas geändert. Nur die Bühnen-Souveränität, die sich durch die Wortkargheit von Campbell und das deutlich kraftvollere Spiel des eigentlich unscheinbar wirkenden Gitarristen Paul Sayer äußert, ist – neben einigen noch unbekannten Songs – neu bei The Temperance Movement. Der entscheidenste Schritt nach vorne findet bei den Fans statt: Endlich wird der groovende Blues Rock auch angemessen begeistert wahrgenommen.