Bywater Call ist ein inzwischen siebenköpfiges Musikkollektiv, das sich grob umrissen dem Roots Rock verschrieben hat, diesen jedoch mit zahlreichen Nuancierungen aus den Bereichen Soul, Southern Rock, Blues und Funk anreichert. Die Truppe klingt wie eine moderne Mischung aus den Black Crowes, großen Soul-Legenden und bombastischem Gesangstalent – und auf ihrem zweiten Album REMAIN haben die Kanadier diese eh schon genuine Mixtur nun weiter verfeinert, um dem Wunschsound in ihrem Kopf einen Schritt näher zu kommen. „Als wir mit Bywater Call anfingen, testeten wir noch viel aus. Ein Song klang total nach Bluegrass, ein anderer wieder nach Gospel oder nach Stones-artigem Rock’n’Roll. Dann kamen unsere Bläser hinzu, wir machten unsere erste Platte und langsam verstanden wir selbst, wie unsere Band überhaupt klingt. Wie Bildhauer tragen wir immer mehr Unnötiges ab, um zu unserem Kern zu finden, um unsere Vision umzusetzen.“, so Gitarrist Dave im Zoom-Interview. Seine Partnerin und talentierte Sängerin der Truppe, Meghan, ergänzt: „Kontinuierlich nähern wir uns unserer eigenen Nische an und entfernen uns dabei gleichzeitig etwas mehr von den Künstler*innen, die uns ganz deutlich beeinflussen. Je weiter unsere Reise geht, desto mehr klingen wir nach Bywater Call und das ist eine sehr schöne Erfahrung.“
Wie genau die von ihnen anvisierte Klanglandschaft aussehen soll, versucht Dave zu erklären: „Wir versuchen, ein total warmes Feeling zu erzeugen und einzufangen – einen entspannten Southern Sound, versetzt mit Rock’n’Roll und einigen unserer Motown-Helden aus dem Soul-Universum. Wir sind nicht darauf aus, eine astreine, große Hard-Rock-Band wie ZZ Top oder so zu sein. Wo uns das meiner Meinung nach am besten gelungen ist: bei den neuen Songs ›Remain‹ und ›Locked‹.“ Für die Umsetzung ihrer Vorstellungen fingen Bywater Call bereits 2020 mit dem Songwriting für ihren Debütnachfolger an. Erst noch vor ihrer angesetzten Tour, um neues Material live antesten zu können, dann pandemiebedingt auf der heimischen Terrasse. Diese unterschiedlichen Entstehungsphasen schlagen sich auch im Grundtenor der verschiedenen Tracks nieder: „Aus manchen Songs spricht die Pandemie deutlich. ›Locked‹ beispielsweise ist zu 100 Prozent ein Pandemie-Liebeslied, das sich lose darum dreht, was Dave und ich als Paar, Geschäfts- und Musikpartner in dieser Zeit durchgemacht haben. Es geht darum, wie es sich auf unsere Beziehung auswirkte, sich uninspiriert und eingesperrt zu fühlen. Der Opener ›Falls Away‹ dreht sich um die vielen politischen Themen, die damals sehr aktuell waren – es geht um das Gefühl, dass wir im Grunde doch alle nur versuchen, uns irgendwie durchzukämpfen.“, so Meghan nachdenklich. Der Zukunft sehen die beiden optimistisch entgegen: „Wir wollen unser Publikum vergrößern, neue Märkte erobern – demnächst fangen wir beispielsweise an, in den Staaten zu touren, was ein ziemlich großes Ding für uns ist. Bisher war es ja schon so aufregend, wir gehen einen Schritt nach dem nächsten.“
Bywater Call sind für mich in der gleichen künstlerisch-qualitativen Liga wie das Musikkollektiv die Tedetschie – Trucks – Band. Beide Projekte haben ihre musikalischen Wurzeln wie ihre Idole im Blues und Southern Sound. Damit wird diese Musik weiter am Leben bleiben und das ist meiner Meinung nach gut so, denn würde diese Musik, dieser Ground-Sound verschwinden wäre das ein unersetzlicher Verlust für die Musik-Welt.