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Plattensammler: Die Lieblingsalben von Don Letts

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Plattensammler: Die Lieblingsalben von Don Letts

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Der Moderator, Filmemacher, Musiker und DJ Don Letts über die Platten, Künstler und Gigs, die bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen haben.

„In der Musik geht es um Geschmack. Zum Glück habe ich davon einigen“, sagt Don Letts bescheiden wie eh und je mit einem Lachen. Der mittlerweile 65-Jährige, dessen Plattensammlung Punk-Fans und Musiker in den 70ern auf den Reggae brachte – und Bob Marley auf den Punk –, gibt sich in seiner Autobiografie „There And Black Again“ nachdenklich, während er immer noch Musikvideos dreht und eine Sendung bei BBC Radio 6 Music moderiert. „Alles, was ich bin, kommt von der Musik“, sagt er. „Sie ist kein Job für mich, sie ist mein Leben.“

DIE ERSTE MUSIK, AN DIE ICH MICH ERINNERN KANN
Als Kind hatte ich in einem Ohr das, was meine Eltern hörten: die neuen Sounds aus Jamaika wie
Prince Buster und Toots And The Maytals. Mein Vater hörte außerdem auch Crooner wie Nat
King Cole und Jim Reeves. Im anderen Ohr hatte ich das, was meine weißen Kumpels hörten:
Crosby, Stills, Nash & Young, Beach Boys, Kinks, Stones, Beatles, The Who. Es war nicht nur eine
Sache, es war eine Kollision der Klänge.

DIE BESTE PLATTE, DIE ICH JE GEMACHT HABE
Ich bin stolz auf all die Sachen, die ich mit Big Audio Dynamite gemacht habe, und darauf, dass
ich Songs mit Mick Jones geschrieben habe. Besonders stolz bin ich auf unser drittes Album,
TIGHTEN UP VOL. 88. Dann verließ ich dummerweise B.A.D. und gründete meine eigene Band,
Screaming Target – das Ego wird einen immer erwischen, nicht wahr? Da sind auch ein paar
Songs drauf, auf die ich wirklich stolz bin.

DIE SCHLECHTESTE PLATTE, DIE ICH JE GEMACHT HABE
Eine Single mit dem Titel ›Haile Unlikely‹. Das war ein Wortspiel auf [den Rastafari-Messias] Haile Selassie, also ging ich mit dem Text kulturell ein gewisses Risiko ein. Das waren ich, Keith Levene und Jah Wobble. Sie hatten irgendwie Geld zusammengekratzt, um ins Studio zu gehen, und holten mich für den Gesang dazu. Ich legte einen provisorischen Take hin und sagte dann: „Ich komme in ein paar Tagen noch mal vorbei und mache es richtig“. Dann habe ich nie wieder von ihnen gehört. Irgendwann sah ich diese Platte in einem Laden – STEEL LEG V. THE ELECTRIC DREAD. Sie war unfertig, also war ich ziemlich sauer, weil ich so zum ersten Mal auf Vinyl verewigt war. Und am schlimmsten war das Cover, das jemanden in einer S&M-Maske und einem Müllbeutel über dem Kopf zeigte, und manche Leute dachten, das sei ich. Da war ich doppelt beleidigt. Aber hey, ich hatte eine Platte gemacht und kann kein Instrument spielen, also war das für mich trotzdem ein Erfolg. (lacht)

DER GITARRENHELD
Mick Jones. Er ist ein fucking großartiger Gitarrist und niemand spricht jemals wirklich darüber, das verliert sich alles in dem Clash-Ding. Wenn Mick mit seiner Gitarre auf der Bühne steht, ist das wunderschön.

DER SONGWRITER
Ich bin so alt wie der Rock’n’Roll, also ist das verdammt schwer. Ich halte viel von Paul Simon, aber dann sind da auch Dylan, John Grant, Rufus Wainwright, Paddy McAloon, Prince und Stevie Wonder. Und Kombinationen wie Strummer und Jones, Lennon und McCartney, Morrissey und Marr, Jagger und Richards … Ich soll wirklich EINEN auswählen? Vergiss es.

DIE HYMNE
Bob Marleys ›Get Up, Stand Up‹. Im 21. Jahrhundert hat man Bob Marley ein bisschen kastriert und der erste Song, den sich Leute anhören, ist ›One Love‹. Doch viele Menschen auf der Welt identifizieren sich mit dem Bob von ›Get Up, Stand Up‹, weil es Ungerechtigkeit anspricht. Und so lange diese Ungerechtigkeit existiert, wird das der Song für uns sein.

DAS BESTE ALBUM ALLER ZEITEN
WHAT’S GOING ON von Marvin Gaye. Ein göttliches Werk, beeinflusst von dem gesellschaftlichen,
politischen und kulturellen Klima seiner Zeit. Seine Texte – Krieg, Umwelt, Vergewaltigung
– treffen leider immer noch ins Schwarze.

MEIN KULTHELD
Joe Strummer würde diesem Titel gerecht werden. Ein gutes Beispiel. Er wird sehr vermisst und
wir bräuchten heute mehr Joes. Wir brauchen Leute mit dieser Energie, Leute, die kein Blatt vor
den Mund nehmen.

DIE UNTERBEWERTETSTE BAND ALLER ZEITEN
The Slits. Sie, Magazine und Public Image traten die Post-Punk-Welle los. Ich liebte ihre Offenheit – sie mochten Reggae, brachten afrikanische Rhythmen ein – und sie öffneten weltweit Türen für Frauen in der Musik, zusammen mit Poly Styrene und Siouxsie Sioux. The Slits waren die Krassesten von allen. Sie waren furchteinflößend.

MEIN GUILTY PLEASURE
Mit 65 stehe ich zu allem, was ich bin, und habe keine guilty pleasures. Ich mag LISTEN WITHOUT PREJUDICE von George Michael, eine unglaubliche Platte. Manchmal höre ich gerne Patsy Cline. Aber „guilty“? Pffff. Don Letts kennt keine Scham. (lacht)

DER SONG, DER MICH ZUM WEINEN BRINGT
›Do You Realize??‹ von The Flaming Lips. Hör dir nur den Text an: „Do you realize that everyone you know some day will die?“ Das ist eine Hymne auf die Menschheit, das Leben und den Tod,
gleichzeitig erbaulich und vernichtend.

MEIN „IN STIMMUNG“-SONG
Ein Newcomer, Jacob Collier. Als ich ›He Won’t Hold You‹ featuring Rapsody zum ersten Mal hörte, musste ich wirklich aufhorchen. Ein toller Junge, der alles selbst macht. Neue Musik zu entdecken,
macht mein Leben lebenswert.

DER SONG, DER BEI MEINER BEERDIGUNG LAUFEN SOLL
Wenn ich will, dass alle lachen, ›Going Underground‹ von The Jam. Aber wenn ich will, dass alle weinen, wäre es ›Ballad Of A Dying Man‹ von Father John Misty. Ich bin seit den Fleet Foxes ein Fan von ihm. Und die Nummer trifft den Nagel wirklich auf den Kopf.

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