Wie Jeff Beck und Co. Led Zeppelin den Weg weisen.
Knietief im Blues-Rock steckt Jeff Beck im Sommer 1968. Hinter sich gelassen hat der hitzköpfige Gitarrenvirtuose die Yardbirds sowie ein kurzes Intermezzo als Popsolist. Geblieben ist Mentor und Produzent Mickie Most, der die Zeichen der Zeit erkennt: Eine amtliche Band muss her für seinen Schützling. Vokalist Rod Stewart, Bassist Ron Wood und Micky Waller am Schlagzeug passen wie die Faust aufs Auge. Anstatt wie bisher auf Psychedelic Pop, setzen Beck und Most auf eine Mischung aus elektrifiziertem Blues, Rock und Folk. TRUTH trumpft im August 1968 mit in etwa der gleichen Mixtur auf, die Monate später Ex-Kollege Jimmy Page seinem von New Yardbirds auf Led Zeppelin umgetauften Flaggschiff verordnet: Bluesoriginale steuern Willi Dixon und Muddy Waters (›You Shook Me‹) sowie Howlin’ Wolf (›I Ain’t Superstitious‹) bei. Drei weitere bearbeitet das Komponistenteam Jeffrey Rod, Pseudonym von Beck und Stewart, so intensiv, bis sie mühelos als Eigenkomposition durchgehen: B.B. Kings ›Rock Me Baby‹ verwandelt sich in ›Rock My Plimsoul‹, aus ›Gambler’s Blues‹ schlüpft ›Blues Deluxe‹. Bei Buddy Guys ›Let Me Love You‹ bleibt sogar der Titel identisch. Mit im Angebot befinden sich auch noch Bonnie Dobsons ›Morning Dew‹, Jerome Kerns Musicalklassiker ›’Ol Man River‹, das Traditional ›Greensleaves‹ sowie der im Tempo auf Zeitlupe gedrosselte Yardbirds-Hit ›Shapes Of Things‹. Nicht zu vergessen, das schon Monate vorher mit Jimmy Page, John Paul Jones und Keith Moon aufgezeichnete Instrumental ›Beck’s Bolero‹. Auf nahezu gleichem Qualitätslevel zieht im Juni 1969 BECK-OLA mit Tony Newman am Schlagzeug und Nicky Hopkins am Piano nach. Im Arrangement bis zur Unkenntlichkeit umgearbeitet, stammen ›All Shook Up‹ und ›Jailhouse Rock‹ aus Elvis Presleys Repertoire. Im fast achtminütigen Gitarrenfeuerwerk ›Rice Pudding‹ nimmt Beck schon mal ein wenig seine Fusion-Jazz-Phase vorweg. Mit den knackigen Gruppenkompositionen ›Spanish Boots‹, ›The Hangman’s Knee‹ und ›Plynth (Water Down The Drain)‹ geben die kurz nach Erscheinen ausgeschiedenen Spezies Rod Stewart und Ron Wood schon mal einen Ausblick auf ihr nächstes Projekt Faces.