Anno 1970: eine Nacht in weißem Satin.
Keine Frage, unter den Mitwirkenden des Inselfestivals, Jahrgang 1970, boten The Who und Jimi Hendrix sicher die spektakulärsten Shows. Ebenfalls keine Frage: Der Softrock von Moody Blues bot immer wieder Angriffsflächen, das bösartige Verdikt „Pink Floyd des armen Mannes“ hält sich bis heute. Aber packen wir den postmodernen Pop-Checker mal wieder ein und konzentrieren uns aufs Wesentliche: Die Band offerierte seinerzeit charmanten, da von Herzen kommenden Prog-Pop mit satten Melodien, kompetent in Szene gesetzt und zweifelsfrei ein Kind seiner Ära. Und genau das macht diese DVD so sehenswert: Es ist die Reise in eine Zeit, die zwar nicht besser, aber dezidiert anders war. In der ein Engtanz-Schleicher wie ›Nights In White Satin‹, umgarnt von Mellotron-Akkorden, nicht als schnulzig, sondern als romantisch betrachtet wurde – oder ganz pragmatisch als super Soundtrack zum Fummeln. Natürlich klangen die harmonischen Pop-Oden der Moody Blues naiver als der zeitgenössische Output von Pink Floyd oder King Crimson, wogegen allerdings auch nichts einzuwenden ist, wenn das Ergebnis so schön ausfällt wie ›Tuesday Afternoon‹ und ›Melan-choly Man‹. Und hey: Beim Eröffnungstrack ›Gypsy‹ spielt Justin Hayward eine heiße Gitarre, wie die neun anderen Songs (mit teils verstimmtem Mellotron) bildlich festgehalten von Dokumentarfilmer Murray Lerner. Dazu gibt’s eine 20-minütige Doku mit aktuellen Interviews sowie eine 14 Songs starke Live-CD.