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Zeitzeichen: Creedence Clearwater Revival

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Zeitzeichen: Creedence Clearwater Revival

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Someday never comes

Für kurze Zeit sind Creedence Clearwater Revival gegen Ende der 1960er Jahre die größte Band in Amerika – sie funktionieren wie die New-Hollywood-Version der Beatles. Denn sie singen nicht über Love, Peace und Happiness, sondern über die Schwierigkeiten im Vietnamkrieg, decken Lügen innerhalb der Nixon-Ära auf und geben sich als das proletarische Gewissen der amerikanischen Arbeiter. Und so gehören so unterschiedliche Fraktionen wie Hippies, einfache Malocher aus dem mittleren Westen und Popkulturkritiker mit Beatnik-Abitur gleichermaßen zu ihren Anhängern. Während sich Bob Dylan oder The Band immer mehr zu Folk und Country hingezogen fühlen, wird der unbestechliche Rock’n’Roll von Creedence zu einer Art Herzschlag der Nation. Irgendwie ist es eine Art Americana, zu der man tanzen, Bier trinken und mitgröhlen kann. Denn die Songs, die John Fogerty schreibt, sind so präzise und direkt angelegt, dass jede Cover-Band sie ohne viel zu üben direkt spielen kann. Ein weiteres Faszinosum von CCR sind die Texte. Wie moderne Kinderbuch-Plots sind sie durchtränkt von moralischer Klarheit, Mitgefühl und Stärke, ohne dabei falsche patriotische Untertöne zu transportieren.

John Fogerty ist nicht nur der Hauptsongwriter, sondern gleichzeitig auch Sound-Architekt und Manager des Quartetts. Nach damaligen Maßstäben war er ungewöhnlich ehrgeizig was die Belange von CCR angeht. Drogen spielen für ihn nur eine marginale Rolle, hin und wieder raucht er etwas Pot, aber nicht oft. „Ich hatte mir ein eigenes Regelwerk auferlegt: Nimm keine Drogen, wenn wir im Studio aufnehmen – und keine, wenn wir live spielen.“ Grateful Dead und Jefferson Airplane sagten immer, dass sie nie erfolgreich sein wollten – auf Fogerty wirkt das falsch. „Zum einen war ich mir nicht sicher, ob ich ihnen das glauben sollte. Und zum anderen: Warum sollte ich mir all diese Mühe mit unseren Songs und den dazugehörigen Aufnahmen machen, damit am Ende nur meine Mutter ein Exemplar davon kauft? Ich wollte den größtmöglichen Erfolg – und es war mir nicht peinlich, dass ich dafür sehr ehrgeizig war.“ Das letzte CCR-Album, MARDI GRAS, entsteht unter erheblichem Druck und zählt für viele zum Tiefpunkt der Band. Auch die Brüder Tom und John Fogerty entzweit ein dauerhafter Schwelbrand, bis Tom im Streit im Februar 1971 die Band verlässt – und MARDI GRAS nur in Trio-Besetzung aufgenommen wird.

Creedence Clearwater Revival schuldeten laut Vertrag ihrer Plattenfirma im Verlauf von sieben Jahren 180 Songs. Fogerty schreibt dazu in seiner Biografie: „Im Jahr 1969, dem besten für die Band, haben wir drei Hit-Alben aufgenommen. Das waren in der Summe aber insgesamt nur 26 Songs. Unsere Plattenfirma Fantasy Records hatte uns reingelegt. Sie hatten mich nicht nur um ein Vermögen gebracht, ich war auch zukünftig noch an das Label gefesselt. Ich war ein Sklave.“ Der Weggang von Tom bringt eine neue Dynamik in die Band, plötzlich fordern Stu Cook und Doug Clifford mehr Mitspracherecht. Als Clifford und Cook gefordert sind, zwei Drittel des Materials des MARDI GRAS-Albums selbst zu liefern, entzündet sich der nächste Streit. Fogerty weigert sich, die Vocals oder Arrangements zu Cooks und Cliffords Liedern beizutragen, mit Ausnahme von seinem Gitarrenspiel. Viele Songs sind mau, bis auf die drei Kompositionen von Fogerty (vor allem ›Someday Never Comes‹ ragt dabei heraus). Diese Album ist das schwächste der CCR-Bandgeschichte, John Fogerty bezeichnet es noch heute als „Pferdemist“.

So entwickelt sich das Ende der Band zu einer verqueren Zeit in Schutt und Asche. Streit und Klagen mischen sich mit Anfeindungen, unschönen Worten und Verleumdungen zu einer Endlosschleife, die sich tatsächlich über mehrere Jahrzehnte hinzieht. Ein trauriger Höhepunkt folgt im Jahr 1993: John Fogerty weigert sich, bei der Aufnahme von CCR in die Rock And Roll Hall Of Fame mit seinen früheren Kollegen Stu Cook und Doug Clifford aufzutreten. Sein Bruder Tom war nach einer Operation am Rücken im September 1990 verstorben und konnte nicht mehr zwischen den unglücklich verkanteten Streithähnen vermitteln.

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1 Kommentar

  1. Krass, dass man sich so verstreiten kann. Siehe auch „Die Ludolfs“. Anscheinend bringt Erfolg auch etwas Negatives mit sich.

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